2015 | Zustände wie im alten Rom

Zum Anlass des 20-jährigen Jubiläums des Theatervereins Kaiseraugst haben wir zusammen mit der Musikgesellschaft Kaiseraugst das Open Air Musical “Zustände wie im alten Rom” auf die Beine gestellt. Das Musical war durchs Band ein Riesenerfolg, auf den wir sehr stolz sein können.

Ein heiteres Spiel, das die Besucher für ein paar Stunden in die antike Zeit zurückversetzen wird. Wie es sich für eine Komödie gehört, ist die Handlung des Stückes ein einziges Durcheinander – es herrschen eben «Zustände wie im alten Rom».

Angesagt sind böse Intrigen, temporeiche Verwechslungen und unvorhersehbare Turbulenzen –  ein heilloses Verwirrspiel um die Bewohner dreier Häuser. Die Häuser stehen an der Strasse zum Forum im alten Rom.
Im ersten wohnen Senex, seine Frau Domina, sein Sohn Hero und dessen Sklave Pseudolus. Das zweite gehört dem hochbetagten Erronius, der auf Reisen gegangen ist, um seine beiden Kinder zu suchen, die von Piraten geraubt wurden. Im dritten lebt der Kurtisanenhändler Lycus, der reiche Leute mit schönen, jungen Kurtisanen versorgt. Hero liebt das Mädchen Philia, das Lycus an den Hauptmann Miles Gloriosus verkauft hat und das der Rückkehr ihres Gebieters harrt.

Ein kompliziertes Spiel von Irrungen und Wirrungen beginnt, als Hero Pseudolus die Freiheit verspricht, wenn dieser ihm Philia besorgt.

Impressionen der Vorstellung

Presse

Fricktal24.ch vom 10. September 2015

„Zustände wie im alten Rom“ – schlichtweg genial

Von: Hans Berger

Weil das Sprichwort: „Das Weib und der Wein bringen den Mann um den Verstand“ auch heute noch seine Gültigkeit hat, stimmt der Titel des gestern in Kaiseraugst eine triumphale Premiere feiernden Musicals „Zustände wie im alten Rom“ nur beschränkt. Mit Blick auf die Inszenierung, schauspielerische und musikalische Leistung des Ensembles und Orchesters wäre indes der Titel „Zustände wie auf einer Broadway-Bühne in New York“ der treffendere. Tatsächlich, es ist mehr wie nur eine reife Leistung, was die Musikgesellschaft Kaiseraugst unter der Leitung von Mischa T. Meyer und der Theaterverein Kaiseraugst unter der Regie von Nicolaia Marston sowie der musikalischen Leitung von Sabrina Hintermann vorführen, es ist schlichtweg einfach genial.

Spritzig, leicht, beschwingt
Wie bereits im Vorbericht erwähnt, ist der musikalische Teil mehr wie nur anspruchsvoll und forderte sowohl vom Orchester wie von den Sängerinnen und Sängern während den Proben alles ab.

An der gestrigen Premiere indes wurde das Musical mit einer solchen Leichtigkeit präsentiert, als ob der für seine komplexe musikalische Strukturen und Vorliebe für komplizierte Harmonien und Melodien bekannte, aber auch gefürchtete Komponist Stephen Sondheim seine Spezialitäten über Nacht aus der Partitur gestrichen hätte.

So zeigte sich gestern im Unterschied zur besuchten Probe auch eindeutig, weshalb das Musical mit rund tausend Broadway-Aufführungen und sechs Tony Awards zu Sondheims erfolgreichsten Bühnenwerken gehört.

Glaubhafte Identität
Wäre der 85-jährige Komponist unter dem Publikum gewesen, er hätte bestimmt jeder Musikerin, jedem Musiker, jeder Darstellerin, jedem Darsteller die Hand gereicht, zur ausserordentlichen Leistung gratuliert und obendrein der Regie und musikalischen Leitung ein besonderes Kränzchen gewunden. Stellvertretend machte ähnliches das begeisterte Publikum mit Zwischenapplausen und einem frenetischen Beifallssturm zum Abschluss.

Es versteht sich von alleine, dass die Solo-Stimmen nicht immer den höchsten Ansprüchen zu genügen vermögen, was der Qualität des Stückes jedoch keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, sie geben den raubeinigen, frivolen Personen eine nachvollziehbare, glaubhafte Identität. Zudem sind hier echte Laien am Werk, die mit viel Herzblut schauspielern, tanzen und singen und so dem Stück auch seine Frische und Publikumsnähe geben.

Parallelen?
Wie eingangs bereits erwähnt, hätten wir Männer beinah schon einen göttlichen Status oder zumindest allesamt einen Heiligenschein, wenn uns da Weib und Wein nicht immer wieder um den Verstand bringen und uns daher stetig aufs Neue zwingen würden, zur Erfüllung des inneren Zwangs tief in die Trickkiste greifen und raffinierte Pläne schmieden zu müssen. So ist es dann für den männlichen Teil des Publikums tröstlich, dass sich ihre Artgenossen auch schon vor zweitausend Jahren mit demselben Problem herumschlagen mussten.

Allerdings – dem Format des spitzfingen Sklaven Pseudolus (Patrick Moritz) mögen heute wohl nur noch gewiefte Politiker Paroli zu bieten. Die meisten Männer sind eher vom Schlage des Senex (Benjamin Bürgi) oder Hero (Roland Schmid), welche zur Anbahnung eines Rendezvous, beispielsweise mit der jungen Kurtisane Phila (Katja Widrig), in Ermangelung eines SMS per Smartphone, die an Raffinesse nicht zu überbietenden Fähigkeiten eines Pseudolus oder allenfalls die Unterwürfigkeit des Sklaven Hysterium (Thomas Hossli) nutzen würden.

„Es geht aber einfach nicht anders“, denkt der Artgenosse auf der Zuschauertribüne und konstatiert: „schliesslich kann der Mann bei einem solchen Abenteuer Kopf und Kragen verlieren, wenn der angeborene Argwohn einer Ehefrau geweckt wird und diese, wie Domina (Catherine Hossli), plötzlich vor der Haustür steht, obwohl Ehemann Senex und Sohn Hero sie weitab vom Geschütz bei ihrer Mutter wähnen“.

Da haben’s so geistig unterbemittelte, aber umso mehr aufgeblasene Haudegen wie Soldat Miles Gloriosus (Manuel Niederberger), die obendrein noch meinen, dem römischen Staatsmann und Feldherrn Gaius Julius Caesar das Wasser reichen zu können und sich so gebären, als hätten sie auf dessen „Veni vidi vici“ („ich kam, ich sah, ich siegte“) einen Anspruch, schon einfacher, um ihren Gelüsten freien Lauf lassen zu können. Solche Typen haben dann auch keine Skrupel, mit einem verschlagenen, geldgierigen Kurtisanen-Händler wie Lycus (Clemens Schmid) schnell ins Geschäft zu kommen.

Ja, ja, die Männer sind tatsächlich bedauernswerte Geschöpfe, wenn sie der, von der Natur auferlegten Verpflichtung – der Erhaltung der menschlichen Rasse – nachkommen wollen.

Irgendwann erlahmt jedoch die Spannungskraft der dem Mann von der Natur aufoktroyierten Triebfeder und er darf endlich einfach nur noch Mensch sein, kann aber auch dann das Mausen nicht ganz unterlassen. Zu dieser Kaste gehört der ewig suchende, letztlich aufgrund seiner Beharrlichkeit auch fündig werdende Erronius (Thomas Obrist).

Ausverkauft
Sucht jemand nach dem Haar in der Suppe, so ist dies allenfalls in den meteorologischen Bedingungen zu finden, weil die Nächte derzeit kühler sind, wie sie eigentlich sein sollten, daher sind warme Kleider und eine Decke empfehlenswert.

Wie jedoch der ausführlichen Fotoreportage entnommen werden kann, ist das, an allen vier verbleibenden Aufführungen gänzlich ausverkaufte Musical „Zustände wie im alten Rom“ nicht nur bunt, schrill, erotisch, unterhaltsam sondern auch ein einheizendes Riesenspektakel, dem das Römische Kastell noch zusätzliche Würze gibt und ein allfälliges Kältegefühl vergessen machen lässt.