2010 | Schwester Sherlock

Autor: Hans Gmür

Impressionen der Vorstellung

Hinter den Kulissen…

Presse

Fricktal24 vom 15. November 2021

Theaterverein Kaiseraugst mit genialer Inszenierung

Von: Hans Berger

Eine neue Dimension der Inszenierung einer ansonsten simplen Krimikomödie, mit einer Spur von avantgardistischem Surrealismus, eine Laien-Schauspieltruppe, die weit über das ihr gegebene Talent der Darstellung hinauswächst und zwei Stunden beste Unterhaltung sind die auffallenden Merkmale der neusten Produktion vom Theaterverein Kaiseraugst, welcher mit dem Stück „Schwester Sherlock“ von Hans Gmür am vergangenen Freitag im Kulturzentrum Violahof seine Premiere feierte.

Ganz im Stile wie zu Zeiten Sherlock Holms im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert dekoriert, ist der ansonsten eher spartanisch eingerichtete Saal im Kulturzentrum Violahof  fast nicht wieder zu erkennen. Das dominierende Purpurrot, die Stehtische mit weissen Tischtüchern und grossen Kerzenständern mit echten Kerzen verleiht dem Saal eine Vornehmheit, welche an das alte Basler Stadttheater erinnert und zugleich ein Pendant zum Schloss ist, in dem Schwester Sherlock als Krankenschwester dient.

Ein Novum
Nichts, aber auch gar nichts ist in der Kriminalgroteske so, wie es auf den ersten Blick scheint. Wie Sherlock Holms führt unter der Regie von Dalit Bloch die Schauspieltruppe ihr Publikum gekonnt regelrecht an der Nase herum. Während die Monologe und Dialoge unter den sieben Akteuren durchaus normal verlaufen, sind deren szenische Darstellungen ein Novum, zumindest in der hiesigen, regionalen Theaterwelt. Regisseurin Dalit Bloch hat es vortrefflich verstanden, das Groteske an der Geschichte mit einer Art von Choreographie auf die Spitze zu treiben. Eine echte Herausforderung für Laienschauspielerinnen und Schauspieler, welche aber die Crew vom Theaterverein Kaiseraugst meisterlich bewältigt. Die Berufsregisseurin zeigt sich dann auch begeistert von der Truppe und attestiert ihr gar noch ein höheres Potential an schauspielerischem Können.

Charakterlumpen
Nicht nur im Schloss vom stinkreichen Otto Knuchel (Hans Waltert) spukt es, sondern auch in seinem Kopf und den Köpfen seines Umfeldes. Als wahres Luder erweist sich dessen Schwägerin Sandra Knecht ( Yolanda Hassler), ihr gegenüber sind die bekannten „Luder“ der Partyszene direkt Waisenkinder. Doch auch die um Jahrzehnte jüngere Ehefrau des Schlossbesitzers, Claudia Knuchel ( (Catherina Hossli) steht ihrer Schwester Sandra Knecht in nichts nach. Beide verstehen es, mit ihrem Sexappeal nicht nur bei den Männern auf der Bühne erotische Träume zu wecken.

Da scheint der gutgläubige, willige Gärtner Giaccomo Lanfranchi (Thomas Obrist), der, das darf an dieser Stelle ruhig verraten sein, für einmal nicht der Mörder ist, ein anständiger Mensch zu sein. Ganz im Gegenteil zu Armin Knecht (Patrick Moritz), dessen Durchtriebenheit kaum zu steigern ist. Als ein Charakterlump wie er im Buche steht entpuppt sich auch Joe Michel (Benjamin Bürgi). An Raffinesse und Hinterhältigkeit nicht zu übertreffen ist Schwester Rosmarie Schär (Lotti Häring), sie zieht die Fäden in diesem verworrenen Spiel und macht alle beteiligten zu Marionetten.

Mehr wie eine Krimikomödie
Regisseurin Dalit Bloch und der  Theaterverein Kaiseraugst  führen das einfach strukturierte Stück „Schwester Sherlock“ hin zu einem Kunstwerk, ohne dabei aber an dessen  komödiantischen Teil, wofür der Autors Hans Gmür ein Garant ist, einen Abstrich zu machen.

Wie sich das Ganze aber tatsächlich verhält, wer mit wem, warum und wie, ist empfehlenswerterweise noch an den Aufführungen vom kommenden Donnerstag, Freitag oder Samstag jeweils um 20.15 Uhr im Kulturzentrum Violahof in Kaiseraugst in Erfahrung zu bringen.